Schwimmen mit Orcas in Norwegen – Mein Erfahrungsbericht

Eine Flosse in der Form eines Schwertes zeigt sich an der Oberfläche. Ein schwarz-weißer Körper glitzert in den rosarot gefärbten Lichtstrahlen. Unterwasser wird ein kleiner Schwarm Heringe ausgewählt. Ein geschickter Flossenschlag so schnell wie eine Peitsche betäubt den Schwarm. Ein Unglücklicher wird penibel ausgewählt und als Snack verspeist bevor es wieder an die Oberfläche geht, um Luft zu holen.

Hard facts

  • Beste Reisezeit: Von November bis Januar, wenn die Wale den Heringen in die Fjorde folgen.
  • Anreise: Flug nach Tromsø, dann mit der Fähre weiter nach Skjervøy..
  • Ausrüstung: Ein hochwertiger Trockenanzug ist essenziell – das Wasser hat oft nur wenige Grad. Die Veranstalter stellen die Ausrüstung, aber auch gute Winterkleidung ist Pflicht (es kann bis zu -20 °C werden).
  • Länge der Tour: entweder sieben, vier oder drei Tage (ich habe mich für die drei Tage entschieden – und war ausgesprochen froh darüber)
  • Kosten: €€€€
  • Respekt vor der Natur: Schwertwale sind wilde Tiere – es ist wichtig, sich an die Anweisungen der Guides zu halten und die Tiere nicht zu bedrängen. Wähle unbedingt einen Anbieter, der sich der Tierethik verpflichtet hat.

Ankunft & Vorbereitung

Von Tromsø aus geht es mit der Fähre nach Skjervøy, anschließend weiter zur kleinen Insel Seglvik – ein Ort, der früher nur im Sommer bewohnt war, heute aber das Winterquartier des Teams der Valhalla Expedition bildet.
Untergebracht ist man in kleinen typisch nordischen Hütten – alle aufs Meer gerichtet. Versorgt wird man hauptsächlich mit Fisch oder vegetarisch. Alle die sich rein pflanzlich ernähren können sich in den Küchen der Hütten selbst versorgen.

Die Ausfahrt


Nach verschiedensten Sicherheitsanweisungen geht es dann los. Wir fahren mit einem RIB-Boot hinaus. Die Wellen sind hoch, der Wind schneidend. Das Gesicht ist nass, die Hände klamm. Konzentration ist gefragt – Seekrankheit hat hier keinen Platz.

Nun wird nach Walen gescoutet. Unterschiedliche Wale haben unterschiedliche Arten an Blas. Bei Pottwalen tritt das Blas schräg nach links aus, bei Buckelwalen ist es sehr hoch und ist buschförmig. Bei Schwertwalen ist das Blas nicht immer sichtbar aber man sieht ihre Rückenfinne, wenn sie Luft holen.

Wir treffen auf Wale

Dann – endlich – verlangsamt das Boot. Kleine schwarze Spitzen durchbrechen das Wasser. Orcas! Der Motor wird abgestellt. Es ist still. Das Verhalten der Tiere wird genau beobachtet: sie fressen gerade. Die Anweisung kommt: Wir sollen ins Wasser. Ein kurzer, eiskalter Schock durchfährt meinen Körper. Doch das ist sofort vergessen, als ich in dunklen Augen eines jungen Schwertwals blicke.

Dann erkenne ich weitere Tiere – eine ganze Schule von etwa 10 bis 15 Orcas. Schwertwale leben in matriarchal geführten Gruppen, angeführt vom ältesten Weibchen. Gemeinsam ziehen sie ihre Jungen groß und bringen ihnen komplexe Jagdtechniken bei.

Ich konnte beobachten, wie sie ihre Baitballs formten – Fischschwärme in Kugelform, die sie an die Oberfläche treiben. Dann wählen sie mit Präzision ihre Beute aus und fressen einen Fisch nach dem anderen. Immer wieder.
Dieses unglaubliche Schauspiel beobachtete ich rund eine Stunde lang. Nach einiger Zeit gesellte sich auch noch ein Buckelwal hinzu. Es war ein unglaubliches Erlebnis, das kaum in Worte zu fassen ist.

Wichtigste Verhaltensanweisungen beim Schwimmen mit Schwerwalen:

  • Nicht auf den Schwerwal zuschwimmen – Orcas sind unglaublich sensible Tiere, jede Bewegung, die wir machen wird von ihnen wahrgenommen. Man braucht niemals Angst haben das sie einen übersehen, sie wissen genau, wo wir sind.
  • Nicht oberhalb eines Baitballs schwimmen. Nicht wegen den Orcas – oh nein – Buckelwale fressen auf dieselbe Art. Sie sind sich ihrer Umgebung aber nicht so deutlich bewusst. Sie treiben die Fischschwärme aus der Tiefe durch ihre Luftblasen an die Oberfläche und schwimmen dann sehr schnell mit geöffnetem Maul an die Oberfläche Ihr Schlund ist zwar zu eng, um einen Menschen zu verschlucken – aber in einem Walmaul will man sich trotzdem nicht wiederfinden.
  • Den Tieren genug Platz lassen. Niemand möchte in seinem Zuhause gestört werden. Darum ist es wichtig den Meeressäugern genug Raum zu lassen und sie nicht zu beeinflussen. Besonders Schwertwale sind jedoch sehr intelligent und außerdem immens neugierig. Somit kann es leicht passieren das ein junger Wal den ein oder anderen Schnorchler doch näher ansehen möchte.
  • Wenn sich das Verhalten der Tiere ändert oder sie aufhören zu fressen, sofort das Wasser verlassen.

Tierethik bei schwimmen mit Walen

Wie schon oben besprochen gibt es viele Verhaltensregeln beim Schwimmen mit Schwertwalen. Dennoch könnte man – zurecht – auch einwerfen das sowohl Bote als auch die Menschen die Wale stören und es am besten wäre sie einfach in Ruhe zu lassen. Und das ist nicht ganz falsch. Die Realität ist jedoch nicht weiß und schwarz.
Wale werden bis heute in Norwegen gejagt und ihr Fleisch exportiert. Whale-Watching-Touren können eine nachhaltige Alternative sein – besonders in Regionen, die früher vom Walfang lebten. Viele Anbieter setzen sich aktiv für den Schutz der Tiere ein, forschen zu ihrem Verhalten und sensibilisieren ihre Gäste für den Erhalt mariner Ökosysteme.
Wichtig ist, Touren mit ethischem Anspruch zu wählen: keine Jagd, keine Fütterung, keine Störung. Nur Beobachtung mit Respekt.

Fazit – Eine Reise voller Magie und Abenteuer

Das Schwimmen mit Schwertwalen war ein lang ersehnter Traum, der endlich in Erfüllung gegangen ist. Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was ich während dieser Begegnungen empfunden habe – es war wie ein Eintauchen in eine ganz andere Welt.
Man sollte sich jedoch bewusst sein: Diese Reise ist kein Entspannungsurlaub. Sie ist körperlich und mental fordernd. Die Kälte ist extrem, oft spürt man den ganzen Tag über seine Füße nicht. Doch wer davon träumt, diesen majestätischen Tieren ganz nah zu kommen, dem kann ich dieses Erlebnis aus tiefstem Herzen empfehlen – es ist unvergesslich.

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